Als Begleiterscheinung der Finanzkrise verlagert sich die Nachfrage bei Geldanlagen. Beeinflusst durch den niedrigen Leitzins der Europäischen Zentralbank erzielen zum Beispiel Bankeinlagen keine lohnenswerten Renditen mehr. Hinzu kommen die strauchelnden sowie zähen Verhandlungen der Europäischen Union, Drohgebärden von Großmächten und eine schwankende Weltwirtschaft – sie werfen lange Schatten auf das Marktgeschehen und Unternehmensbeteiligungen wie zum Beispiel Aktien oder Investmentfonds.

Viele Investoren wenden sich aktuell von bewährten Finanzprodukten ab und ergründen alternative Wertanlagen. Dazu gehören zum Beispiel Anleihen, direkte Investments, Rohstoffe, Sachwerte sowie Kunst und Raritäten. Bei den Edelmetallen haben Münzen aus verschiedenen Materialien sowie Epochen eine besondere Stellung inne und erfreuen sich seit Jahren einer hohen Beliebtheit. Geldmünzen sind für Liebhaber und Sammler mehr als eine reine Geldanlage. Nachfolgend stellen wir die vielfältige als auch faszinierende Welt der Anlagemünzen ein wenig genauer vor.

Kurze Geschichte des Münzgeldes

Seit mehr als 2.600 Jahren sind Münzen ein Spiegel von Gesellschaft, Handel und Wandel sowie einmalige Werke der Kleinkunst. Die ersten Münzen wurden im 6. Jahrhundert vor Christus in Kleinasien hergestellt. Bereits im Jahre 400 v. Chr. hatte sich das Münzgeld in Griechenland ausgebreitet und den traditionellen Tauschhandel abgelöst. Nach den Gold- und Silbermünzen folgten die ersten Scheidemünzen (Nennwert > Materialkosten) aus Bronze. Die verschiedenen Völker hatten bis zu dieser Zeit unterschiedliche Münzeinheiten und konnten keinen effektiven Handel betreiben. Hier kommt Alexander der Große ins Spiel: 333 n. Chr. führte er in seinem Hoheitsgebiet eine einheitliche Währung ein. Als Prägung für die Goldstater wählte Alexander den Kopf der Göttin Athena sowie die Siegesgöttin Nike. Die militärischen Feldzüge und Kriege machten ein einheitliches Währungssystem unumgänglich. Mit seinen eroberten Schätzen konnte der Herrscher Vorräte bezahlen, die Arme besolden, die Verteidigungslinien sowie Infrastruktur ausbauen, Propaganda betreiben und großzügige Geschenke an Verbündete überreichen.

Von der Spätantike bis zum Mittelalter nahm der Umlauf von Münzen jedoch stark ab – bis Karl der Große im Jahre 792 n. Chr. eine Münzreform durchsetzt. Er löste die Bindung von Geld an Gold und führte eine einheitliche Silberwährung in Kaiserreich ein. Beim internationalen Handel waren Goldmünzen erst ab dem 13. Jahrhundert wieder vermehrt in Verwendung. 1871 wurde im Zuge der Reichsgründung die Deutsche Mark als einheitliche Währung eingeführt. Über Kriege und Krisen hinweg genierte sie eine solide sowie sichere Werteinheit. Bis zur Silberkrise der 60er Jahren war die Numismatik (Münzkunde) in der Hand von Kuratoren, Forschern und Geschichtsliebhabern. Nachdem die Edelmetall-Preise in die Höhe schossen, rückten die Münzen zum ersten Mal in den Fokus von Investoren. 1967 präsentierte Südafrika mit dem Krügerrand die erste Anlagemünze der Welt und reagierte auf die steigende Nachfrage. Durch den ausgelösten Sammel-Boom entstanden ein weltweiter Markt mit zahlreichen Fachmessen, Börsen, Auktionen, Münz-Prägestätten und Schneideanstalten.

Münzen heute

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American Gold Eagle 2015 (1 Unze) Bild: muenzkurier.de

Eine moderne Geldmünze hat üblicherweise 3 Aufschriften: Herkunftsland, Nominal mit Währungseinheit und das Prägejahr. In der Regel findet sich auch das Münzstättenzeichen auf dem Werkstück. Man unterscheidet zwischen verschiedene Arten von Münzen: Kurantmünzen, Gedenkmünzen, Sammlermünzen, Bullion- bzw. Anlagemünzen sowie historische Münzen. Die Münzgestaltung ist seit jeher fantasievoll: Götter, Regierungshäupter, Künstler, sonstige bedeutende Persönlichkeiten, Staatsgründungen, Kriege, sportliche Veranstaltungen sowie Motive aus Natur, Wirtschaft und Technik. Andere Münzmotive haben sich in ihrer Gestalt seit dem ersten Prägungsjahr nicht verändert. Dazu gehören zum Beispiel der Wiener Philharmoniker, American Gold und Silver Eagle, Maple Leaf und Krugerrand. Das Angebot ist riesig als auch vielfältig und erweitert sich stetig. Um nicht die Übersicht und Lust zu verlieren, spezialisieren sich viele Sammler und Händler auf ein Thema, Land, Prägestätte oder eine Zeitepoche.

Im Gegensatz zu raren Sammlermünzen werden Anlagemünzen in hoher Stückzahl gefertigt und dienen in erster Linie der Wertanlage. Hierfür wird Edelmetall in kleine Einheiten geteilt, geprägt und zum Verkauf angeboten. Der Verkaufswert liegt dabei gering über dem Metallwert. Sammlermünzen hingegen notieren in der Regel weit über ihrem Materialwert und steigen mit ihrer Seltenheit im Preis. Das Design und die Stückzahl spielen bei Anlagemünzen eher eine nebensächliche Rolle. Nur staatlich autorisierte Prägestellen dürfen Münzen mit Währungsangabe ausgeben – diese Münzen sind gleichzeitig gesetzliches Zahlungsmittel. Die Nennwertangabe liegt dabei deutlich unter dem Materialwert.

Münzen als Geldanlage

Die Numismatik ist ein gewinnbringendes, faszinierendes und lehrreiches Hobby. Sammler erfahren durch die geprägten Stücke viel über wirtschaftliche, politische sowie sportliche Ereignisse der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Den genauen Wert einer Sammlermünze zu ermitteln ist jedoch schwierig und erfordert viel Fachwissen. Für den Wert ist die Auflage bzw. die Seltenheit von entscheidender Bedeutung. Hinzu kommen Faktoren wie Entstehungsjahr, Erhaltungsgrad, Nachfrage sowie der Reinheitsgehalt und Materialwert.

Für Neulinge sind Anlagemünzen die perfekte Wahl – mit ihnen kann man nicht viel falsch machen. Die wichtigsten Einheiten für Goldmünzen sind der Feingehalt (Karat) und das Gewicht (Unze). Eine Unze sind genau 31,1035 Gramm. Die größte Gold-Münze der Welt Rotes Känguru wiegt eine Tonne (=35 273,9619 oz) und ist über 38 Millionen Euro wert. Die kleinste Goldmünze Mini Roo stammt ebenfalls aus Australien und wiegt gerade einmal 0,5 Gramm. Dazwischen finden Anleger zahlreiche Formen und Gewichtsklassen. Bei der Reinheit von Goldmünzen konnten sich 22 Karat (916‰) und 24 Karat (999‰) als Standard etablieren. Im Gegensatz zu Silber, Platin und Palladium ist der Handel mit Anlagegold unter bestimmten Voraussetzungen von der Mehrwertsteuer befreit. Münzen werden von Online-Münzhändler, Händlern, Auktionshäusern, Banken und Börsen gehandelt.