Die neue Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB) zieht weite Kreise. In den letzten Jahren senkte sie den Leitzins auf 0,05% – ein neuer historischer Tiefstand. Seit März läuft zusätzlich das große Anleihekaufprogramm. Dadurch pumpt die EZB 60 Milliarden Euro monatlich bis 2016 in die Finanzmärkte. Beachtliche Zahlen mit direkten Auswirkungen auf jeden privaten Haushalt in Europa. Im Jahre 2014 legten die Deutschen noch 39.2% des Gesamtvermögens auf dem Bankkonto an, 38.2% in Versicherungen und rund 8% in Aktien oder Fonds. Wie man sein Geld investiert, hängt auch davon ab, ob man Sicherheit oder Risiko bevorzugt. Doch die ehemals sicheren Anlageformen wie Staatsanleihen, Sparbücher und Fest- oder Tagesgeldkonten sind aufgrund des niedrigen Leitzinses nicht mehr rentabel. Teilweise entsteht nach Abzug der Inflation sogar ein Minusgeschäft. Anleger müssen umdenken und suchen vermehrt nach alternativen Investitionsmöglichkeiten. Nachfolgend eine kurze Übersicht von Investments der etwas anderen Art.

Auf der Jagd nach Rendite

Bei den alternativen Formen verzeichnen Sachanlangen und direkte Investments in Wachstumsmärkte einen enormen Aufschwung. Sachanlangen bieten Vorteile wie zum Beispiel eine überschaubare Marktsituation, einen Inflationsschutz sowie die (theoretische) Vermeidung von Totalverlust. Bei direkten Investments profitieren Anleger von neuen Geschäftsideen und innovativen Trends.

Direktes Investment

Eine unternehmerische Beteiligung kann in vielen Gebieten erfolgen und attraktive Renditen erzielen. Ein Beispiel hierfür ist heimisches Holz: ein Rohstoff, dessen Verkaufspreis stetig steigt. Investitionen in die Forstwirtschaft werden durch die aktuelle Energiewende stark begünstigt und werfen nicht zu verachtende Gewinne ab. Ein globales Beispiel für ein direktes Investment sind Palmölplantagen. Die vielseitige Pflanze gehört zu den wichtigsten Öllieferanten. Inzwischen deckt Palmöl 1/3 des Gesamtverbrauches weltweit. In unzähligen Produkten des täglichen Lebens ist das Pflanzenöl enthalten. Die Nachfrage ist ungebrochen und verzeichnete in den letzten 20 Jahren einen Anstieg von 120%. Bei diesem Investment wird der Anleger stolzer Besitzer realer Palmen. Und die Palmenfarm lockt mit weiteren Versprechungen: 10 Jahre vertraglich vereinbarte Auszahlungen in Höhe von 9%, die komplette Erstattung des Kaufpreises nach Ablauf der Anlagedauer sowie die Einhaltung von sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit im gesamten Produktionsablauf.

Edelsteine & Schmuck

Diamant geldanlageSchon seit Jahrhunderten sind Edelmetalle, Edelsteine sowie Schmuck begehrte Werte. In den letzten Jahren stiege die Nachfrage für farbige Edelsteine erneut an. Diese Investitionen schmücken nicht nur das Portfolio – sie sind Objekte, die man tragen und berühren kann – emotional hoch aufgeladen. Im März erreichte bei einer Auktion in New York ein blauer Diamant mit einem Gewicht von nur 2 Gramm den unglaublichen Preis von 32,6 Millionen Dollar. Die Juwelenauktion 2014 des Auktionshauses Christies’s generierte einen Umsatz von 122.5 Millionen Euro. Der Goldpreis hingegen stagniert im Moment wegen der angehobenen Leitzinsen in den USA. Ein weiterer Grund für den fallenden Goldpreis: die allgemeine Nachfrage ist in den vergangenen 10 Jahren um 65% gesunken. Die Käufer bevorzugen Schmuckstücke gefertigt aus Silber und Platin.

Kunst & Sammlerstücke

Wo Sammlerstücke und echte Raritäten gehandelt werden, steigen die Preise kontinuierlich. Diese Geldanlageform unterliegt keiner direkten Inflation. Am Kunstmarkt findet momentan ein regelrechter Ausverkauf statt. Christie’s veräußerte 2014 Werke im Wert von 7,7 Milliarden Dollar – Rekordzahlen mit einem Plus von 12% im Vergleich zum Vorjahr. Der Gesamtumsatz des Kunstmarktes belief sich im gleichen Jahr auf 15.2 Milliarden Dollar. Beachtliche Renditen schlummern ebenso in antiken Büchern: eine originale Ausgabe der Gutenbergbibel kostet heutzutage auf dem Markt bis zu fünf Millionen Euro. Eine sichere Anlageoption sind Buchdrucke aus dem 15. Jahrhundert. Die Zeugnisse der frühen Buchdruckkunst sind von Sammlern sehr gefragt und können Verkaufspeise im sechsstelligen Bereich erreichen. Der Wert hängt von Faktoren wie zum Beispiel dem Zustand, der Auflage und dem Restaurationsgrad ab.

Die Renditen von Sammlerobjekten sind schwer einzuschätzen. Bei Auktionen spielen Emotionen eine nicht zu unterschätzende Rolle und verführen die Bieter manchmal zu horrenden Geboten. Ein Ausdruck von echter Sammelleidenschaft konnte bei einer Auktion in Amerika beobachtet werden. Persönliche Notizen von Bob Dylan zu seinem Song Like A Rolling Stone waren einem Bieter 1.5 Millionen Euro wert. Angefeuert durch die liebevollen Zuwendungen der EZB und getragen durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten entstehen globale sowie digitale Märkte für Sammlerleidenschaften jeglicher Art: Briefmarken, Münzen, Comics, antike Musikinstrumente, Kriegsobjekte, Kleidung, Wein, Whisky, Cognac…..

Augen auf beim Kauf von alternativen Geldanlagen

Es gibt keine Geldanlage ohne Risiko. Ein gesunder Anlagen-Mix sichert langfristig das Portfolio und schützt vor bösen Überwachungen. Bei alternativen Investments spielt Leidenschaft eine wichtige Rolle, kann aber ebenso zu unüberlegten Entscheidungen führen. Unerlässlich ist Wissen um aktuelle Marktgeschehnisse und im Sammelmetier – im Zweifelsfall stehen Berater zur Verfügung. Achtung: Benötigt man schnell das investierte Geld, besteht die Gefahr die Anlage unter Wert veräußern zu müssen.