Seit einigen Monaten radelt Marcel M. jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit an „seinem“ Mehrfamilienhaus vorbei. Gut, es gehört ihm nicht wirklich. Aber es fühlt sich zumindest ein bisschen so an, denn Marcel ist privater Investor des denkmalgeschützten Gebäudes. Es liegt mitten in der Altstadt und wird derzeit aufwendig saniert, weil darin neue Wohnräume entstehen sollen. Seit Marcel in das Projekt investiert, verfolgt er die Entwicklung des Projekts. Einerseits durch den Umweg jeden Morgen, denn eigentlich liegt das Gebäude gar nicht auf direktem Weg zur Arbeit. Und andererseits durch die Plattform, die ihm überhaupt ermöglicht hat, privat zu investieren.
Die Menge macht’s: Investoren mit kleinen Beiträgen statt Millionensummen Einzelner
Der Immobilienmarkt stand bis vor ein paar Jahren nur Investoren offen, die horrende Summen an die Projektentwickler zahlen konnten. „Crowdinvesting bietet privaten Normalverdienern die Möglichkeit, in große Immobilienprojekte zu finanzieren“, erklärt Dr. Björn Maronde, der bei einer der größten deutschen Crowdinvesting-Plattformen Exporo arbeitet. Der Begriff Crowdinvesting setzt sich zusammen aus den englischen Begriffen „Menge“ und „Investieren“.
„Ab 500 Euro kann in Immobilienprojekte investiert werden. Nach der Laufzeit des Projekts erhält der Investor seine Geldanlage plus die Zinsen zurück.“ In der Regel liegen die Zinsen zwischen vier und sechs Prozent. Anmelden kann sich so gut wie jeder – Voraussetzung ist, dass der Investor volljährig ist und unbeschränkt geschäftsfähig.
Crowdinvesting: Wo liegen die Chancen und Risiken?
Durch einen Kollegen ist der Fachinformatiker Marcel M. auf Crowdinvesting gestoßen. Im Internet meldete er sich bei einer Plattform an, die Investoren für Immobilien sucht. Das Konto war schnell eröffnet, lässt sich gut verwalten und auch der Kundenservice stimmte direkt. Die Verzinsung klang fair. Und doch – die möglichen Risiken beschäftigten den Informatiker. Was, wenn die Wohnungen in dem Mehrfamilienhaus billiger verkauft werden als gedacht? Oder die Baukosten sich erhöhen? Marcel M. sprach mit Kundenberatern bei der Plattform und Bekannten, von denen er wusste, dass sie bereits in Projekte. Letztendlich bleibt bei jeder Investition ein Restrisiko, auch wenn sich bei manchen sicherer Geld anlegen lässt. Zu diesem Schluss kam auch Marcel. Wenn er morgens an dem wunderschönen, charmanten Gebäude vorbeifährt, das auch dank seinem Geld bald wieder in vollem Glanz strahlt, stimmt sein Bauchgefühl. Genauso wie an dem Tag, als er sich entschloss, zu investieren.