Europas Finanzwelt ist im Wandel. Um die Eurozone zu stabilisieren, fährt die Europäische Zentralbank einen nicht ganz ungefährlichen Kurs: Der Leitzins befindet sich nun schon seit September 2014 auf dem Rekordtief von 0.05% und kann nicht mehr weiter sinken. Banken zahlen aktuell, wenn sie Geld bei der EZB parken möchten. Der Einlagesatz für kurzfristige Geldanlagen liegt gerade bei – 0.10%. Zusätzlich fliesen bis 2016 insgesamt 1.140 Milliarden Euro in die Finanzmärkte. Diese Maßnahmen haben direkte Auswirkungen auf die Strategien und Möglichkeiten der Banken und dadurch ebenso auf private Investoren. Viele Anleger sind durch den niedrigen Leitzins sowie die Auswirkungen verunsichert und suchen nach alternativen Investitionsmöglichkeiten. Doch wie verhält es sich jetzt mit den Tagesgeldkonten? Sind sie noch rentabel für Anleger oder ein alter Hut?

Kurze Geschichte des Tagesgeldkontos

Bis in die 90er Jahre hatte das Tagesgeldkonto in Deutschland nur eine geringe Bedeutung. Die Mehrzahl der privaten Anleger nutzen ein Sparbuch bei 3.5% Zinsen. Die Renditen des Tagesgeldkontos lieferten bisher keinen Anreiz für einen Wechsel. Zusätzlich war die Koordinierung des Kontos mittels Brief, Telefon und Fax eher umständlich. Den Vorteil der täglichen Verfügbarkeit des Geldes nutzen zu dieser Zeit eher Unternehmen. Ende der 90er entdeckten Anleger vermehrt die Welt der Fonds und Aktien. Als die Internetblase platzte und die Börsenkurse in die Tiefe stürzten, stieg erneut das Interesse an sicher verzinsten Konten. Die tägliche Verfügbarkeit des Geldes sowie ein solider Zinssatz waren jetzt die ausschlaggebenden Argumente für den Siegeszug der Tagesgeldkonten. Es begann ein regelrechter Run auf die Konten. Mithilfe der neuen Technik entstanden die ersten reinen Internetbanken und immer mehr online geführte Konten. Die First-e-Bank startete im Jahre 2000 mit einem Tagesgeldkonto am deutschen Markt. Mit einem Zinssatz von 6% sowie einer Welle von Werbung stellte sie die Konkurrenz deutlich in den Schatten und versetzte der ganzen Szene einen kurzen Schock. Der Zinssatz des Sparbuchs lag zu dieser Zeit bei mageren 2% und so folgten zahlreiche Anleger dem neuen Trendwort Tagesgeldzins. Die Banken wiederum muss mit anderen Produkten hohe Renditen einspielen, um die versprochenen Zinsen bedienen zu können. Leider gelang dies nicht der besagten First-e-Bank: Die Schließung erfolgte 2001. Alle Kunden erhielten ihr Guthaben zurück, die Sicherheit der Geldanlage war bewiesen. Seit dieser sind Tagesgeldkonten fester Bestandteil des Produktsortiments einer jeden Bank. Sie locken durch ihre Flexibilität neue Kunden an wie kein anderes Instrument.

Fakten zum Tagesgeldkonto

TagesgeldkontoDas Tagesgeldkonto ist ein verzinstes Konto. Im Gegensatz zum Sparbuch oder Festgeldkonto gibt es keine festgesetzte Laufzeit und keinen garantierten Zinssatz. Der Anleger kann jederzeit über sein Investment verfügen – eine Kündigungsfrist existiert bei Tagesgeldkonten nicht. Der Zinssatz ändert sich täglich und orientiert sich am Leitzins der EZB. Das Konto kann nicht überzogen oder für den allgemeinen Zahlungsverkehr genutzt werden. Für Banken sind Tagesgeldkonten ein Eisbrecher. Sie ziehen mit attraktiven Zinsen neue Kunden an, die wiederum weitere Finanzprodukte benötigen werden. Oftmals muss zusätzlich zum Tagesgeldkonto ein Girokonto abgeschlossen werden. Einige Institute bieten das Tagesgeldkonto in Kombination mit einer Kreditkarte an. Über einen Geldautomaten kann das Geld dann direkt abgehoben werden. Ansonsten dauert der Transfer auf ein Girokonto einen Geschäftstag. Erst dann steht es zur Verfügung. Die Zinsen werden monatlich, vierteljährig oder einmalig im Jahr ausgezahlt. Das Tagesgeldkonto unterliegt der EU-Einlagensicherung im jeweiligen Land. Dabei handelt es sich um gesetzliche sowie freiwillige Maßnahmen zum Schutz von Kundenguthaben im Falle einer Insolvenz.

Vergleichen lohnt!

Die EZB flutet die Finanzmärkte mit billigem Geld. Mit zeitlicher Verzögerung erreichen die Leitzinssenkungen die Sparzinsen der Anleger – Kredite und Investitionen werden günstiger. Eine gesunde Mischung aus kurz- sowie langfristigen Geldanlagen ist heutzutage sinnvoll. Eine sichere Alternative für schnell verfügbare Notfallreserven bleibt das Tagesgeldkonto in jedem Fall. Sie sind in der Regel gebührenfrei und können ohne großen Aufwand getestet werden. Durch einen Anbieterwechsel kann oftmals ein höherer Zinssatz erreicht werden. Es empfiehlt sich die wechselnden Angebote der Kreditinstitute, auf internationaler Ebene, im Auge zu behalten und vom momentanen Konkurrenzkampf zu profitieren. Ein Kontowechsel kann bei Bedarf innerhalb von weniger Tage vollzogen werden.

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Tagesgeldkonten im Vergleich
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