Strategien im aktiven Anleihenmarketing

Beim aktiven Management gibt es verschiedene Strategien, die auch verschiedenen Risikogruppen zuzuordnen sind.

Zinserwartungs-Strategie/Duration-Strategie

Aktives Management für mehr ErtragDie Zinserwartungs-Strategie wird mitunter als risikoreichste Strategie eingeschätzt, da sie sich auf unsichere Erwartungen über die zukünftige Entwicklung von Zinsraten bezieht. Damit steht sie in direktem Bezug zum Zinsänderungsrisiko. Im Mittelpunkt steht der Versuch, Kapital zu erhalten, wenn die Zinsraten steigen, sowie maximale Kapitalgewinne zu erzielen, wenn die Zinsraten sinken. Die Steuerung eines Portfolios gemäß der Zinserwartungs-Strategie erfolgt über die Duration des Portfolios, weshalb das Vorgehen auch als Duration-Strategie bezeichnet wird. Werden vom Portfolio-Manager steigende Zinsen erwartet, die zu einer höheren Abdiskontierung zukünftiger Zahlungen aus den Anleihen führen, so versucht er, die Duration seines Portfolios zu verringern. Im entgegengesetzten Fall, für fallende Zinsen, wird dementsprechend die Duration des Portfolios erhöht. Die Umsetzung dieser Strategie erfolgt dabei über „Durations-Austausche“. Für die Anwendung dieser Strategie sind nur Erwartungen über eine Variable, die Veränderung der Zinsstruktur, notwendig. Gleichzeitig birgt dies jedoch auch das Risiko der Fehleinschätzung, durch welches eine Opferung möglicher Gewinne oder das Verpassen einer Möglichkeit auf weitere Gewinne entstehen kann. Teilweise wird der Grundsatz, die Portfolio-Gestaltung nur von zukünftig erwarteten Zinsveränderungen abhängig zu machen, als zu starke Vereinfachung betrachtet. Neben dieser Variablen sollte auch der Gesamtertrag betrachtet werden, auf den Kuponzahlungen, Reinvestitionsraten, Preis und Volatilität Einfluss haben, um eine engstirnige Sichtweise zu vermeiden, die möglicherweise auch Nachteile mit sich bringt. Des Weiteren ist eine regelmäßige Kontrolle der Einschätzungen zu den Zinsveränderungen unerlässlich, da nur so schnell auf Veränderungen am Markt reagiert werden kann. Zu beachten ishttp://www.ksk-suedholstein.de/strategien-im-aktiven-management/t, dass bei der Zinserwartungs-Strategie kein absoluter Kapitalverlust auftreten kann, sondern wie bereits beschrieben nur ein geringeres Einkommen verursacht werden kann, das heißt es müssen Opportunitätskosten berücksichtigt werden. Nachteilig gestaltet sich die Tatsache, dass durch die Verschiebungen in der Duration des Portfolios die Volatilität ansteigt, was starke Auswirkungen auf den Marktwert des Portfolios zur Folge hat.

Renditestruktur-Strategie

Beobachtung der RenditestrukturkurveDie Renditestrukturkurve von Anleihen beschreibt das Verhältnis zwischen einem bestimmten Renditemaß einer Anleihe (z.B. der Yield-to-Maturity) und der Laufzeit der Anleihe. Bei der Renditestruktur-Strategie versucht ein Portfolio-Manager aus erwarteten Veränderungen der Renditestrukturkurve Gewinn zu schlagen, indem er seinem Portfolio eine gewisse Struktur verleiht, durch die er von bestimmten Renditestrukturkurven-Veränderungen profitieren kann.
Prinzipiell kann zwischen zwei möglichen Veränderungen der Renditestrukturkurve unterschieden werden: Bei parallelen Verschiebungen ändert sich die Rendite für alle Laufzeiten im gleichen Maß, bei nicht-parallelen Verschiebungen kommt es zu verschiedenen Veränderungen der Renditen. Veränderungen in der Steigung und Wölbung der Renditestrukturkurve ermöglichen es, die nicht-parallelen Verschiebungen in Twists und Butterfly-Shifts zu unterteilen. Im Journal-Artikel „Yield Curve Strategies“ präsentiert Frank Jones Zusammenhänge zwischen bestimmten Verschiebungen der Renditestrukturkurve: Laut seinen Untersuchungen treten Kombinationen aus einer Verschiebung nach unten und einer zunehmende Steigung der Renditestrukturkurve sowie Kombinationen aus einer Verschiebung nach oben und einer abnehmenden Steigung gehäuft auf. Insgesamt lassen sich drei Renditestruktur-Strategien charakterisieren: Bullet-, Barbell- und Ladder-Strategie.

  • Bei der Bullet-Strategie konzentrieren sich die Laufzeiten aller Anleihen um einen mittleren Zeithorizont
  • Bei der Barbell-Strategie verfolgt man eine Aufteilung in kurze und lange Laufzeiten und
  • Bei der Ladder-Strategie werden die Anleihen gleichmäßige über alle Laufzeiten verteilt.

Der eine im Allgemeinen optimale Renditestruktur-Strategie kann keine Aussage getroffen werden, da das Ergebnis stets abhängig ist von den individuellen Veränderungen und Charakteristika der Renditestrukturkurve. Jedoch muss immer die Beziehung zwischen der Laufzeit des Portfolios und den Laufzeiten, für die eine Veränderung der Renditestrukturkurve erwartet wird, im Auge behalten werden: Wenn bei einem einjährigen Investitionshorizont ein Portfolio aus einjährigen Anleihen betrachtet wird, so sind Veränderungen der Rendite in einem Jahr völlig irrelevant. Besteht das Portfolio jedoch aus Anleihen mit Laufzeiten von 30 Jahren, so wird deren Wert von Veränderungen der Renditestrukturkurve in einem Jahr deutlich beeinflusst.

Zur Bewertung von Renditestrukturkurven-Verschiebungen wählt man beispielsweise die Berechnung des möglichen Ertrags, der durch eine erwartete Verschiebung der Renditestrukturkurve generiert werden kann.

Falschbewertungsstrategie

Diese Strategie basiert darauf, dass im Markt unter- bzw. überbewertete Anleihen vorhanden sind und folglich hat sie zum Ziel, Arbitrage aufgrund von Ungleichgewichten im Markt zu erwirtschaften. Da Investoren einzelne Anleihen analysieren und bewerten, bevor eine Entscheidung über die Aufnahme ins Portfolio getroffen wird, spricht man bei dieser Strategie häufig auch von der sogenannten Titelauswahl-Strategie. Es wird zwischen einer Falscheinschätzung des Bonitätsratings und einer Falschbewertung des inneren Wertes der Anleihe unterschieden.Nutzen aus Ungleichgewicht ziehen
Die Qualitätsanalysestrategie, als Spezifikation der Falschbewertungsstrategie, basiert darauf, dass ein Zusammenhang zwischen der Qualität einer Anleihe und deren Rendite besteht. Dabei gilt, je besser die Qualität, desto geringer die Risikoprämie und somit folglich auch die Rendite. Demzufolge steht die Qualitätsanalysestrategie in direktem Zusammenhang mit dem Ausfallrisiko einer Anleihe.Wie bereits erwähnt, orientiert sich der Markt bei der Qualitätseinschätzung der Anleihen an den Ratingergebnissen bekannter Agenturen,allerdings besteht eine gewisse zeitliche Verzögerung zwischen dem Eintreten von Veränderungen im Unternehmen und dem Rating der Agenturen. Durch eine detaillierte Analyse des Emittenten können Annahmen über eine Veränderung des Bonitätsratings vorzeitig getroffen werden und somit ein Nutzen aus dieser Verzögerung gezogen werden, indem Anleihen ins Portfolio aufgenommen werden, bei denen eine Aufwertung des Ratings erwartet wird und solche verkauft, von denen eine zukünftige Abwertung erwartet wird. Doch nicht nur unternehmensinterne Faktoren beeinflussen das Bonitätsrating, auch Veränderungen des externen Umfelds, wie die aktuelle Situation der Ökonomie haben einen bedeutenden Einfluss. Da eine Rezession meist negative Auswirkungen auf Unternehmen hat, kommt es währenddessen häufiger zu Herabstufungen im Bonitätsrating als im Vergleich zu wirtschaftlichen Boomphasen, in denen wiederum vermehrt Hochstufungen vorgenommen werden. In Zeiten eines Wirtschaftsaufschwungs verringert sich zudem der Bonitätsaufschlag zwischen Anleihen unterschiedlicher Qualität. Dieser vergrößert sich dahingegen während einer Rezession.

Diese Marktgegebenheiten können Investoren vorteilhaft nutzen: Wird ein Aufschwung in der Konjunktur erwartet, empfiehlt es sich Anleihen niedriger Qualität zu kaufen, wohingegen bei einer erwarteten Rezession Anleihen besserer Qualität erworben werden sollten.

Geht ein Investor hingegen davon aus, dass der Marktpreis einer Anleihe über- bzw. unterbewertet ist, spricht man von einer generellen Falschbewertung. Die Grundlage und somit der erste Schritt dieser Strategie ist es, den inneren Wert der Anleihen zu bestimmen. Der innere Wert einer Anleihe wird ermittelt, indem man bestimmte Charakteristika, wie z.B. die Laufzeit, untersucht und diesen einen Wert zurechnet. Durch Vergleichen der selbst ermittelten Werte mit den zugrundeliegenden Marktpreisen kann man die marktgerechte Yield-to-Maturity ermitteln und so feststellen, ob eine Anleihe falschbewertet ist.Nachdem fehlbewertete Anleihen ausfindig gemacht wurden, gilt es im nächsten Schritt, unterbewertete Anleihen zu kaufen und überbe- wertete Anleihen zu verkaufen.Somit wird ein Renditeerhöhungs-Austausch vorgenommen.

Renditedifferenz-Strategie und Sektor-Rotations-Strategie

Diese Strategie befasst sich mit der Analyse von Renditedifferenzen zwischen einzelnen Anleihen. Wenn davon ausgegangen wird, dass die aktuelle Renditedifferenz zweier Anleihen verschiedener Sektoren vom historischen Verlauf abweicht, werden Anleihen unter Verwendung von „Marktdifferenzen-Austauschen“ gegeneinander getauscht.
Diese Veränderungen können beispielsweise durch die neue Ausgabe von Anleihen sowie den Entwicklungsaussichten für gewisse Sektoren beeinflusst werden. Die Entwicklung der Wirtschaft wirkt sich allgemein folgendermaßen auf die Renditespannen zwischen verschiedenen Sektoren aus: Während einer Rezession wird die Renditespanne größer, da Investoren höhere Risikoprämien einfordern und entsprechend verkleinert sich die Renditespanne während Zeiten ökonomischen Aufschwungs. Erwartet ein Manager eine Veränderung der wirtschaftlichen Lage, so erwartet er ebenfalls eine Veränderung der Renditespanne zwischen verschiedenen Sektoren. Eine kontinuierliche Betrachtung der Renditedifferenzen zwischen Sektoren und eine hohe Kenntnis des Marktes ist beim Anwenden dieser Strategie notwendig.Durch eine detaillierte Analyse verschiedener Sektoren werden, je nach Ergebnis, mehr oder weniger Anleihen aus diesen Bereichen ins Portfolio aufgenommen. Da im Zeitverlauf die Über-/bzw. Untergewichtung von Anleihen bestimmter Sektoren rotiert, wird diese Strategie auch Sektor-Rotations-Strategie genannt.