Gastartikel von Helga Murdunescu

US SIF, eine gemeinnützige Organisation in den USA, definiert Socially Responsible Investing (SRI) als eine „Anlagestrategie, die soziale und ökologische Faktoren sowie und Kriterien zur Beurteilung der Unternehmensführung (ESG-Kriterien) in den Investitionsprozess berücksichtigt“. Neben einer ökonomischen Rendite soll eine SRI Anlage also auch einen sozialen oder ökologischen Mehrwert schaffen und den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben.

Was ist SRI

Die Anfänge von SRI reichen bis in das 17. Jahrhundert. Schon die Quäker verweigerten Geschäfte in Zusammenhang mit Krieg und Sklaverei. Im Jahr 2012, mehr als 400 Jahre später, ist Socially Responsible Investing (SRI) ein 3.74 Billionen Dollar Markt. Schon jeder neunte Dollar unter professioneller Verwaltung wird in den USA unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten angelegt.
Zur Implementierung einer SRI-Strategie auf Portfolioebene eignen sich sowohl Exklusions- (negatives Screenings) als auch Inklusionsstrategien (positive Screenings). Negative Screenings schließen Unternehmen, die gegen gesellschaftliche Normen verstoßen für Investitionszwecke aus. Als „unethisch“ gelten beispielsweise Unternehmen im Zusammenhang mit der Herstellung und/oder dem Vertrieb von Alkohol und Tabak. Im Rahmen einer Inklusionsstrategie dagegen, werden Unternehmen zunächst anhand von (ESG-) Kriterien bewertet. Zur Bildung des SRI Portfolio werden im Anschluss die Wertpapieren von Unternehmen mit den höchsten Ratings in einer oder mehreren Kategorien ausgewählt.
Das Social Investment Forum definiert SRI nicht als philanthropische Handlung; eine SRI Anlagestrategie soll eine „langfristig eine wettbewerbsfähige Rendite erzielen“. Doch obwohl die potentielle „Disziplinierungswirkung“ von SRI auf den Rentenmarkt höher zu sein scheint, als auf dem Aktienmarkt, hat die Forschung Erstgenanntem nur wenig Beachtung geschenkt.
Im Weiteren wird die Performance von SRI Anleihen mit geringem Ausfallrisiko (Investment-Grade) auf den US-amerikanischen Kreditmarkt untersucht. Insbesondere soll untersucht werden, ob und wie sich unterschiedliche Screenings auf den finanziellen Erfolg einer Geldanlage auswirken. Für diesen Zweck werden über einen Zeitraum von vier Jahren insgesamt zwanzig theoretische Portfolios gebildet. Diese Portfolios werden anhand risikoadjustierter Performancemasse bewertet. Die SRI Portfolios werden anschließend sowohl untereinander, als auch mit dem Marktportfolio verglichen. Das Marktportfolio, d.h. die Grundgesamtheit aller Anleihen, bildet der Barclays U.S. Credit Index.

Aktueller Stand der Forschung

Insgesamt wurden sechs Studien für den Kreditmarkt und fünf auf den Aktienmarkt als relevant identifiziert. Die älteste Studie stammt aus dem Jahr 1995, die neuesten stammen aus dem Jahr 2010.
Wie man entnehmen kann, belegen zwei Studien, dass sozialverträgliche Anleihen auf Fondsebene eine signifikant höhere risikoadjustierte Rendite generieren als der Benchmark. Die Ergebnisse stehen im Gegensatz zu Goldreyer/Diltz (1999), die eine signifikante Unterperformance von SRI Fonds messen. Das Treynor-Maß hingegen, ist für SRI Rentenfonds signifikant höher. Einzig Reyes/Grieb (1998) ermitteln keine signifikanten Performanceunterschiede zwischen den einer SRI und herkömmlichen Anlagestrategien. Es ist jedoch anzumerken, dass die Stichprobengröße nur fünf SRI Rentenfonds enthält.
Auf Portfolioebene finden sich ebenfalls Hinweise für eine Outpeformance von SRI Anleihen. D’Antonio/Johnson/Hutton (2009) ermitteln ein leicht höheres Alpha. Menz (2010) stellt unter Berücksichtigung der Branchenzugehörigkeit, in einem der verwendeten Modelle, eine leicht erhöhte Risikoprämie für nachhaltige Unternehmen fest. Dieses Ergebnis ist jedoch nur von geringer statistischer Signifikanz.

Eventuelle Unterschiede in der SRI Fonds Methodologie und deren Effekt auf die risikoadjustierte Rendite sind jedoch nur von Goldreyer et al explizit untersucht worden. Demnach erzielen SRI Fonds, die eine Inklusionsstrategie folgen, eine höhere risikoadjustierte Rendite gegenüber SRI Fonds mit einer Exklusionsstrategie. Auf Portfolioeben ist der Effekt von Screening auf SRI Bonds, im Rahmen dieser Studien nicht gesondert untersucht worden.
Die vorausgegangene Untersuchung ist bezüglich der Auswirkungen von Screening alles andere als befriedigend; die Untersuchung muss daher auf die Aktienforschung erweitert werden. Um die theoretische Abhandlung nicht zu überfrachten, werden lediglich wissenschaftliche Studien mit dieser Arbeit identischen oder sehr ähnlichen Forschungsschwerpunkten einbezogen.
Bei Aktienportfolios führt ein positives Screening in zwei der fünf Studien zu einem signifikanten Renditeunterschied. Beide Studien ermitteln eine signifikante Überrenditen für die Faktoren „Community“, „Employee Relations“ und „Environment“.
Abgesehen vom positiven Screening erwirtschaftet noch der „Best in class“-Ansatz eine vom Benchmark abweichende Rendite.
Eine Long-Short Strategie aus kontroversen Unternehmen (short) und nachhaltigen Unternehmen (long) führt zu einem sehr klaren Ergebnis. Vier der fünf Studien messen signifikant höhere Jensens Alphas für nachhaltige Unternehmen. Signifikante Faktoren sind u.a. wieder „Community“ (drei Studien) „Employee Relations“ (zwei Studien) und „Environment“ (eine Studie). Negative Screening Ansätze erzielen in einer Long-Short-Strategie erstmals abnormale Renditen mit positiven Vorzeichen.
Aus der Literaturrecherche wird ersichtlich, dass Screenings die Portfoliorendite beeinflussen. Positive Screening oder Abwandlungen wie das „Best in class“-Screening, erzielten signifikant höhere Renditen als der Markt. Jedoch sind nicht alle positiven Screenings wirksam; vor allem die Faktoren „Community“, „Employee Relations“ und „Environment“ beeinflussen die Aktienrendite. Negative Screenings dagegen scheinen sich nur im Rahmen einer Long-Short-Strategie effektiv.