Während die technische Analyse der Prämisse folgt, dass sich die Kurshistorie wiederholt und man versucht, zukünftiges Kursverhalten anhand von vergangenem vorherzusagen, werden gemäß der fundamentalen Analyse Markt, Branche des Unternehmens sowie dessen einzelwirtschaftliche Situation untersucht. Laut der fundamentalen Analyse sollen die untersuchten Rahmenbedingungen, die in interne und externe unterteilt werden, Aussagen zum Kursverlauf einer Aktie und der Ertragskraft eines Unternehmens treffen können. Unter anderem kann durch diese Art der Analyse auch die Bonität eines Emittenten bestimmt werden. Die analytische Betrachtung erfolgt über mindestens drei Monate. Zu internen Informationen, wie Bilanzkennzahlen, werden exogene Einflussfaktoren in die Analyse miteinbezogen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um volkswirtschaftliche Einflussfaktoren. Durch die explizite Betrachtung aller Faktoren will diese Methode den „inneren Wert“ einer Aktie finden, zumindest kann man mit Hilfe dieser Methode eine Einschätzung zu Über- und Unterbewertung einer Aktie erlangen. Die fundamentale Analyse geht davon aus, dass sich der Kurs einer Aktie dem inneren Wert angleichen wird, welcher eine Art absoluter,  tatsächlicher Wert einer Aktie ist. Bei Kenntnis dieses Wertes ergeben sich im Kursverlauf dementsprechend günstige Kaufs- und Verkaufsmomente.

Einflussfaktoren

Einzelwirtschaftlich sind vor allem Ergebnisziffern, die aus der Bilanz abgeleitet sind, interessant. Es gibt unterschiedliche Verfahren, Kennziffern zu generieren. Diese Größen werden auf eine Aktie umgerechnet und beziehen sich immer auf den Kurs, der anschließend mit dieser Zahl ins Verhältnis gesetzt wird.  Eine Variante ist die Price-Earning-Ratio-Variante. So soll über den Bilanzgewinn auf den internen Jahresüberschuss geschlossen werden. Hierfür werden außerperiodische Vorgänge, Wahlrechtgebrauch und stille Reserven berücksichtigt, die in der veröffentlichten, nach handelsrechtlichen Maßstäben erstellten Bilanz nicht aufgeführt werden. Das Ergebnis wird auf eine Aktie umgerechnet und daraus auf das Kurs/Gewinn-Verhältnis geschlossen. Der Cash-Flow ist der zweite wichtige einzelwirtschaftliche Anhaltspunkt, der die Selbstfinanzierungs- und Ertragskraft eines Unternehmens widerspiegelt.  Mit Hilfe mehrerer Kennzahlen lassen sich Aktien leicht mit denen anderer  Gesellschaften vergleichen. Ableitend aus der Betrachtung der Verhältnisziffern lassen sich Schlüsse auf weitere Bewertungen des Anlageobjekts wie Renditen oder Umsatzentwicklung ziehen. (Informationen hierzu: Praxishandbuch Börsentermingeschäfte, Greyer, Christoph und Volker Uttner, 2007, Wiesbaden)

Wie Studien belegen, bestimmen Außeneinflüsse vier Fünftel der Änderungen des Unternehmensergebnisses. Exogene Einflussfaktoren spielen daher eine wichtige Rolle. Gerade der volkswirtschaftliche Teil wird hier besonders berücksichtigt. Konjunkturlage, Geld- und Währungspolitik, arbeitspolitische Entwicklungen sowie der politische Umgang mit der Ressourcenknappheit stehen hier vor allem anderen im Blickfeld der Fundamentalanalytiker. Veränderungen der Umwelt wie Katastrophen aber auch der Klimawandel tragen hierzu -­ wenn auch meist in geringerem Maße -­ ebenso bei wie politische Entscheidungen, die die volkswirtschaftlichen Einflüsse indirekt beeinflussen. Bei der Betrachtung und Einschätzung der äußeren Faktoren muss noch beachtet werden, dass sie in ihrem Einflussausmaß je nach Anlageobjekt unterschiedlich zu gewichten sind.

 

Kritik an der fundamentalen Analyse

Aktienkurse lesenIn Zeiten entgegengesetzter volkswirtschaftlicher Stimmungen lässt das Paradoxon der Kursverläufe Raum für Kritik. Konjunkturschwache Zeiten und schlechte Erträge können so mit steigenden Börsenkursen einhergehen. Dies wird damit begründet, dass gegenwärtige Kurse bereits Erwartungen an zukünftige Entwicklungen enthalten und der Kurs somit eine andere Richtung einschlägt. Wann diese Wende eintritt, kann jedoch nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden und lässt Spielraum für Schätzungen. Dies schwächt die Aussagekraft und Verlässlichkeit einer ohnehin bereits unsicheren Behauptung. Auch die Approximation des Aktienkurses an den inneren Wert der Aktie kann einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen und es ist ohnehin empirisch nicht belegbar, ob dieser Wert überhaupt existiert.

Kritiker der fundamentalen Analyse sehen deren Schwäche in der beschränkten Anzahl der Einflussfaktoren, die nur einen Bruchteil der tatsächlichen Einflüsse abbilden und sich auf statistische Merkmale beschränken. Jegliche nicht metrisch-verwertbaren Daten wie die Stimmung der Marktteilnehmer werden von der Analyse-Methode ignoriert.

Im Gegensatz zum technischen Analyse-Verfahren ist das fundamentale gerade im Bezug auf kleine Märkte in Bezug auf die Informationsbeschaffung aufwändig und kostenintensiv, weshalb Marktteilnehmer in diesen Bereichen nicht auf die fundamentale Methode zurückgreifen.

Auch die fundamentale Aktienmarktanalyse hat Nachteile und Kritiker. Viele dieser Kritiker stellen sich die Frage, ob eine heuristische Prognose mittels Analyseverfahren überhaupt möglich ist. Ihr heftigstes Gegenargument ist wohl die Effizienzmarkthypothese.

Techniker und Fundamentalanalytiker – Unvereinbar

Technische und fundamentale Aktienanalyse scheinen unvereinbar -­ zumindest spricht vieles dafür: Die heuristische Basis der Techniker widerspricht der kennzahlfundierten Fundamentalanalyse vehement. Auch hinsichtlich des Ziels der beiden Methoden gibt es deutliche Unterschiede: während die Anhänger der technischen Aktienanalyse mit der Trendvorhersage günstige Kaufs- und Verkaufszeitpunkte vorherzusagen versuchen, wählen die Fundamentalanalytiker die richtigen Anlageobjekte aus. Aufgrund dieser Gegensätzlichkeit wurden lange Zeit nur separate Modelle für jede einzelne Methode entwickelt. 2009 haben Bettman, Sault und Schultz ein Modell  entwickelt, was die beiden Modelle für die Aktienpreiserklärung integriert. Das Ergebnis konnte die Polarität beider jedoch nur bestätigen. Gleichzeitig wurde aber belegt, dass eine Kombination beider Vorgehensweisen höhere Erfolge erzielen konnte. Ersatz kann aber weder die eine noch die andere bieten.